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Leben und Werk
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Mit seinen bildnerischen und plastischen Arbeiten, den Zeichnungen und Rauminstallationen, die sich oft erst allmählich in ihrer faszinierenden Materialität erschließen, leistete Gerhard Hoehme einen entscheidenden Beitrag zur internationalen Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
In seinem offenen, vielschichtigen Werk hat er die Grenzen des Bildes und des Bild-Raums stets aufs Neue befragt und erweitert. Von Beginn an suchte der Maler den Dialog mit dem Betrachter, unabhängig davon, wie sich das Werk jeweils materialisiert. Die subtilen Verbindungen zwischen den Dingen oder Relationen – so der Titel seines manifestartigen Texts aus dem Jahr 1968 – sind hier Schlüsselbegriffe zum Verständnis des Künstlers.
Von 1961–1984 arbeitete der Künstler, der 1951 aus der DDR in den Westen übergesiedelt war, als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie. Hoehme, dessen Interesse an soziologischen und kunstpolitischen Themen sich auch in zahlreichen Texten manifestierte, gab vielzählige Anregungen weiter und war einer der prägenden Lehrerpersönlichkeiten der Düsseldorfer Akademie.
Bereits als Stipendiat der Villa Massimo in Rom (1960), hatte der – ursprünglich in Buch- und Schriftgestaltung ausgebildete – Künstler Zeitungsausrisse in Brief- und Schriftbilder collagiert und damit multiple, sich überlagernde Realitätsfragmente direkt ins Bild geholt. 1964 öffnet sich Hoehme nun – gleichsam mit befreitem Blick – der faszinierenden Materialität seiner (alltäglichen) Umgebung: Er experimentiert mit »banalen«, kunstfremden, industriellen Materialien, verwendet Spiegel, Stofflappen und Alumniumbronze, macht Schnittmusterbögen, Holzlatten, Kunststofffolien und Damasttischdecken zu Bildhintergründen. (zit. nach Susanne Rennert, Gerhard Hoehme, Relationen, Beck & Eggeling Kunstverlag 2016).
Gerhard Hoehme, dessen Werk durch eine gedankliche Dichte und stetige Weiterentwicklung durch das Experiment gekennzeichnet ist, interpretierte das »Bild« oder das »Objekt« als offenes, energetisches Feld, das sich auf die Umgebung, in den dreidimensionalen Raum ausdehnt, und nicht zuletzt in die Erfahrungswelt des Betrachters dringt und sich dort gedanklich fortführt.
Biografie
1920 | geboren in Greppin bei Dessau, DE |
1948 – 1952 | kurzes Studium der Malerei an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle, DE und Wechsel an die Kunstakademie in Düsseldorf, DE |
1952 | Kontakte zu den bedeutendsten Vertretern des Informel (Jean Fautrier und Jean Dubuffet) in Paris, FR |
1957 | Gründung der »Galerie 22« in Düsseldorf mit Jean-Pierre Wilhelm, Mitglied der Künstlervereinigung »Gruppe 53«, DE |
1959 | Teilnahme an der documenta II, Kassel, DE |
1960 – 1984 | Professur für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf, Düsseldorf, DE |
1968 | Veröffentlichung des Manifests »Relationen« |
1984 | gewählt in die Akademie der Künste, West-Berlin, DE und erhält die Paul-Klee-Professur für Bildende Kunst an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen, DE |
1989 | died in Neuss-Selikum, DE |
Preise und Auszeichnungen
1954 | 1. Förderpreis der Stadt Düsseldorf, Düsseldorf, DE |
Werke (Auswahl)
Einzelausstellungen (Auswahl)
1956 | Bilder, Galerie Parnass, Wuppertal, DE |
Gruppenausstellungen (Auswahl)
1953 | Farbige Graphik, Kunstverein Hamburg, Hamburg, DE |
AUSSTELLUNGEN BEI BECK & EGGELING (AUSWAHL)
Publikationen
Gerhard Hoehme. Relationen.
- Künstler: Gerhard Hoehme
Herausgeber: Susanne Rennert
Text: Susanne Rennert
Design: Beck & Eggeling (Martina Löhle) - Deutsch, Englisch
Hardcover, 28,5 x 24,5
112 Seiten, 50 Abbildungen - Beck & Eggeling Kunstverlag, 2015
ISBN 978-3-93091997-0 - 28 €
BE Highlights 2020
- Künstler:innen: Magdalena Abakanowicz, Aljoscha, Herbert Beck, Gehard Demetz, Bertozzi & Casoni, Joachim Brohm, Marc Chagall, Heribert C. Ottersbach, Kwang Young Chun, Lucien Clergue, Piero Dorazio, Gerhard Hoehme, Anselm Kiefer, Ernst Ludwig Kirchner, Heinz Mack, August Macke, Fausto Melotti, Giorgio Morandi, Edvard Munch, Emil Nolde, Pablo Picasso, Fabrizio Plessi, Rudolf Polanszky, Chris Reinecke, Gerhard Richter, Norbert Tadeusz, Manolo Valdés
Herausgeber: Michael Beck, Ute Eggeling
Text: Aljoscha, Michael Beck, Jil Campisi, Ute Eggeling, Andrea Knop, Andrea Krause, Kirsten Nordahl, Katja Ott, Heribert C. Ottersbach, Sebastian Schemann, Miriam Walgate
Design: Antonia Eggeling - Englisch, Deutsch
Softcover, 25 x 21 cm
120 Seiten, 92 Abbildungen - Beck & Eggeling Kunstverlag, 2020
ISBN 978-3-94606324-7 - 20 €
Bibliografie
Hans Peter Thun: Gerhard Hoehme 1948-1983. Notizen zu Werk, Zeit und Person. Mit einem Vorwort von Giulio Carlo Argan, Stuttgart 1983. |
Karl Ruhrberg (Hrsg.): Zeitzeichen. Stationen Bildender Kunst in Nordrhein-Westfalen. DuMont, Köln 1989. |
Begegnung mit Gerhard Hoehme, Ausstellung Düsseldorf, 2. April bis 5. Mai 1992, Katalog mit Beiträgen von Gerhard-W. Költzsch, Ingrid Bachér, Gabriele Lueg, Willi Kemp, Leverkusen 1992. |
Ingo Bartsch, Tayfun Belgin (Hrsg.): Gerhard Hoehme. Wir haben den Kosmos in uns, Ausstellung Museum am Ostwall Dortmund, Katalog mit Beiträgen von Dieter Ronte und Tayfun Belgin, Köln 1992. |
Margarethe Hoehme, Kunstmuseum Bonn, Dieter Ronte, Christoph Schreier (Hrsg.): Gerhard Hoehme. Catalogue Raisonné, Ostfildern-Ruit 1998. |
Susanne Rennert, Gerhard und Margarete Hoehme Stiftung (Hrsg.): Gerhard Hoehme. Die Unruhe wächst. Werke 1955-1989, Ausstellung MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum, museum kunst palast, Katalog mit Beiträgen von Susanne Rennert, Thomas Wagner, Barbara John, Gottlieb Leinz, Beat Wismer, Köln 2009. |
Ulrich Schumacher und Rouven Lotz (Hrsg.): Gerhard Hoehme – Epiphanie des Informel. Ausstellung Emil Schumacher Museum, Hagen, Dortmund 2018. |