Der Mensch steht bei Stephen Conroy im Fokus. Hauptsächlich die männliche Ganzfigur mit besonderer Konzentration auf die Verfassung, die im Gesicht ablesbare Gemütslage und die seelische Spannung interessieren den schottischen Künstler mit steigender Intensität.
Conroy löst die Porträtierten aus ihrem charakterisierenden Hintergrund. Doch lässt er den Menschen real und abstrahiert ihr Umfeld, das er aus geometrischen Flächen oder Streifen zusammensetzt – gegenständliche Andeutungen sind äußerst sparsam gehalten. An die Stelle räumlicher Ordnung tritt ab Mitte der 90er Jahre Rosa als Hintergrundfarbe in den Gemälden auf, das Conroy, neben Beige- und Gelbtönen und in Kombination mit den dunklen und hellen Streifen auch bei seinen neuesten Arbeiten bevorzugt.
»Gerade mit den jüngsten Bildern ist Stephen Conroy zu einer neuen, souveränen Konzentration auf die Figur des Menschen gelangt, den er ständig geradezu durchdekliniert und nicht nur in ein neuartiges bildnerisches Verhältnis zu seinem begrenzenden Umraum setzt, sondern auch seinen seelische Befindlichkeit in der Sprache des Körpers bewegend zum Ausdruck bringt.«
Thomas Gädeke, in: Stephen Conroy. Retrospektive, Schloss Gottorf 2003